Sportunterricht 2020 / 09, 69. Jg. : Aufwärmen mit Abstand

Sportunterricht 2020 / 09, 69. Jg., 2020
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Medienart Zeitschrift
ISBN 0342-2402
Systematik ZS 26 - Sportunterricht
Schlagworte Sportunterricht, Aufwärmen, Verletzungsprophylaxe
Verlag Hofmann-Verlag
Ort Schorndorf
Jahr 2020
Altersbeschränkung keine
Heft 09
Jahrgang 69
Zählung 2020 / 09, 69. Jg.
Verfasserangabe .
Sprache Deutsch
Annotation Sportunterricht nicht trotz, sondern wegen Corona!Helge

StreubelNicht wenigen wird diese Überschrift bekannt vor-kommen, wenn auch in einem anderen Zusammen-hang: Sportunterricht nicht trotz, sondern wegen PISA! Der PISA-Schock liegt fast 20 Jahre zurück und längst sind die positiven Wirkungen von sportlicher Bewegung auf kognitive Prozesse bewiesen. Den Stel-lenwert des Sportunterrichts hat das im Kanon der Fächer nicht verbessert. Im Zuge von Corona wird dies noch deutlicher.Der dritte Brennpunkt in diesem Jahr unter dem Corona-Label könnte für manche Leser*innen einer zu viel sein, besonders auf dem gesuchten Weg in die Norma-lität. Andererseits vergeht kein Tag, an dem wir unbe-einflusst sind und auch nicht unbeeindruckt. Zu allen denkbaren Facetten von Corona wird die Wissenschaft bemüht. Nach meiner Auffassung oft überbemüht.Ja, in Deutschland ist eine Menge richtig gemacht wor-den, besonders am Anfang der Pandemie mit klarem moralischem Kompass und Blick auf das Gesundheits-system. Aber allein die Regelungsvielfalt in den Län-dern zeigt, dass kritische Fragen erlaubt sein müssen.Niemand will schuld sein oder gar zur Verantwortung gezogen werden, wenn die Infektionszahlen steigen. Um sich eventuellen Vorwürfen zu entziehen, wird daher häufig überreguliert. Das merken wir im Sport-unterricht noch deutlicher als in anderen Fächern.Die Behörden hier allein zu kritisieren wäre unfair. Wenn im Brennpunkt August steht: „Der Sportunter-richt fehlt – darüber besteht (erwartete) Einigkeit“, ist das nur die halbe Wahrheit. Einen allgemeinen Auf-schrei hat es nicht gegeben. Am ehesten noch seitens des organisierten Sports. Eltern scheint ausfallender Sportunterricht wenig zu interessieren. Für sie zählen Deutsch oder Mathe und das Abitur. Natürlich auch, weil ihnen das so vermittelt wird. In seiner Sendung vom 13.08. fragt Markus Lanz unter Bezug auf Corona eine Elternvertreterin wörtlich: „Man könnte doch auch [...] sich konzentrieren auf die wirklich wichtigen Fächer und sowas wie Singen und vielleicht auch Sport aus-nahmsweise mal weglassen, weil das gefährlich ist?“1Wie werden offenere Gestaltungsräume an den Schu-len genutzt? Irgendwo zwischen zwei Szenarien: Die bewegungsnahe Schulleitung wird zum angenäherten 1Abrufbar bis 12.09. in der ZDF Mediathek (0:57:37)Regelbetrieb auffordern. Der Sportunterricht findet nach regulärer Stundentafel und bevorzugt im Freien statt, Kontaktsportarten werden auf das zweite Halb-jahr verschoben, Desinfektionsmittel bereitgestellt und die Schülerschaft aufgefordert, möglichst ihre eigenen Spielgeräte mitzubringen. Eine wenig sportaffine Schul-leitung könnte sagen: „Ja, Sportunterricht ist möglich, aber unter unseren Bedingungen nicht.“ Die Sport-lehrkräfte werden in ihren Zweit-Fächern eingesetzt, dürfen ggf. Pausensport oder Bewegungszeiten orga-nisieren und die Sporthalle wird zweckentfremdet. Bil-dungsgerechtigkeit sieht anders aus.An Ideen zur Durchführung des Sportunterrichts gibt es keinen Mangel. Das zeigen die zahlreichen Beispiele an Schulen und Universitäten. Allein reicht das nicht. Es braucht den Mut und die amtliche Unterstützung, einfach zu tun, was unter Corona-Bedingungen mög-lich ist, auch von den vielen guten Dingen, die schon vor Corona gewirkt haben.Wenn in Alexander Kekulés Corona-Kompass auf MDR Aktuell deutlich wird, dass Infektionen über Oberflä-chen zwar möglich, aber äußerst unwahrscheinlich sind, können Sperrungen von Sporthallen oder Sport-geräten kaum vermittelt werden. Auch machen die Virologen deutlich, dass wir mit dem Virus leben wer-den müssen. Zu glauben, wir kämen irgendwann wie-der in eine Corona-freie Zeit, ist ebenso unrealistisch wie die Hoffnung auf ein Leben ohne Grippevirus.Bei der notwendigen Risikoabwägung dürfen wir uns nicht in den allgemeinen Sog ziehen lassen, auch im Sportunterricht Distanzlernen zu etablieren. Die Bewe-gungserziehung muss zuerst in der Schule stattfinden. Das Positionspapier2 des DSLV liefert dafür überzeu-gende Argumente.Sind diese Überlegungen unverantwortlich? Nein, im Gegenteil, denn jetzt braucht es einen guten Sportun-terricht noch mehr als ehedem – wegen Corona! Helge StreubelVizepräsident des DSLV
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Ex.nr. Standort Entliehen von
40084 ZS 26, Spo

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